Nach dem zweiten Weltkrieg im Alter von 27 entdeckte Kawara nach einem Auslandsaufenthalt sein Interesse am Reisen. Bald darauf entsteht das erste Date Painting seiner Today-Serie, von denen er Tausende anfertigte. In der Serie malte Kawara möglichst oft das aktuelle Datum. Das weiße Datum befindet sich auf einfarbigem Grund, der meist dunkel, rot oder blau ist. Mit Klarheit und Eindeutigkeit dokumentiert Kawara das Verstreichen der Zeit und verdeutlicht das menschliche Dasein. Insgesamt schuf der Künstler über 3000 Bilder für diese Projektreihe. Auch in seiner Serie One Million Years, an der er ab den 70er-Jahren arbeitete, beschäftigte sich Kawara mit Zeitpunkten. In mehreren Büchern zählt er nacheinander die einzelnen Jahre der Welt auf.
Neben diesen beiden großen Projekten, die Kawara über mehrere Jahre fortführte, entstanden zahlreiche kleinere Serien wie die I Got Up-Reihe, die zwischen 1968 und 1979 Formen annahm. Kawara schickte täglich Postkarten an Freunde und Kollegen, auf denen er den Zeitpunkt seines Aufstehens dokumentierte und an welchem Ort er sich befand. Weitere Konzepte, die Kawara schuf, nennen sich I Read oder I Met, in denen er festhielt, was er zu welchem Zeitpunkt las oder wen er traf. Mit der Art und Weise Zeit festhalten zu wollen, erreichte er internationale Aufmerksamkeit, daher nahm er während seiner großen Schaffenszeiten bereits an vielen Biennalen teil. Unter anderem besuchte er auch in den Jahren 1977, 1982 und 2002 Kassel, um bei der Documenta auszustellen.
Sowohl zu Lebzeiten als auch postum war Kawara ein gefragter Konzeptkünstler, der für zahlreiche Ausstellungen angefragt wurde. Bereits ein Jahr nach seinem Tod 2015 organisierte das Solomon R. Guggenheim Museum in New York die erste ausführliche Retrospektive. Bis heute ist die Kunst von On Kawara Teil weltweiter Ausstellungen.
Insbesondere durch die Pandemie wirkt die Today-Serie aktueller als je zuvor. Denn Experten verdeutlichen die Wichtigkeit von Ritualen in schwierigen Zeiten und das tägliche Malen des Datums vermittelt Ordnung. Diese und seine anderen Serien verdeutlichen auch heute die Vergänglichkeit der Zeit, somit wirkt seine Arbeit ungemein greifbar.
Mehr Informationen unter: https://www.kunstaspekte.de/person/on-kawara
Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.