Werdegang und Leben von Wolfgang Tilmans
Wolfgang Tillmans wurde 1968 in der kleinen Industriestadt Remscheid in Westdeutschland geboren und hatte eine ruhige Kindheit, die von Besuchen im Museum Ludwig in Köln geprägt war, wo er zum ersten Mal die Arbeiten von Gerhard Richter, Robert Rauschenberg und Sigmar Polke sah. 1983, nach einem Auslandsaufenthalt in England, verliebte er sich in die britische Jugendkultur. In der einladenden Atmosphäre fand er 1984 die Ermutigung, sich als schwul zu outen. 1988 entschied sich Tillmans für den Zivildienst in Hamburg statt für den Pflichtdienst beim Militär. Dort begann Tillmans mit dem Fotokopieren in seinem Büro, in dem er als Telefonist arbeitete, Kunst zu machen. 1992, nach Beendigung seines Zivildienstes, zog Tillmans nach Großbritannien und besuchte das Bournemouth and Poole College of Art and Design. 1994 zog Tillmans nach New York City, wo er den Maler Jochen Klein kennenlernte und sich in ihn verliebte. Die beiden lebten bis zu Kleins frühem Tod 1997 an einer AIDS-bedingten Komplikation zusammen. Gleichzeitig blühte seine professionelle Karriere auf, am bekanntesten, als er 1997 Kate Moss für die US Vogue fotografierte. Im Jahr 2000 wurde Tillmans mit dem Turner Prize ausgezeichnet, der erste Fotograf, der erste nicht-britische Künstler und mit 32 Jahren der jüngste Empfänger des Preises vergeben. Bis 2003 hatte der Krieg im Irak Tillmans Werk in den politischen Bereich gedrängt. Für Maureen Paleys Galerie Interim Arts realisierte er das Truth Study Center, eine dreidimensionale Installation aus Fotografien, Artikeln und Notizen, die die Verbreitung von „Fake News“ ankündigen, die das Verhältnis der Öffentlichkeit zur Wahrheit und deren Gestaltung durch die Medien untersuchten. 2016 setzte er sich gegen den Brexit ein und produzierte politische Plakate mit seinen Fotos, die in ganz England erschienen und die Wähler aufforderten, in der Europäischen Union zu bleiben. Im selben Jahr unternahm der Künstler mit seiner Extended Play Record (EP) „Make It Up As You Go Along“ seinen ersten Ausflug in die elektronische Musik.
Wolfgang Tillmans macht normalisierte Bilder des Lebens
Wolfgang Tillmans wird immer für seine Arbeit mit dem Magazin i-D in Erinnerung bleiben, das die britische Clubszene der späten 80er und frühen 90er dokumentiert. Aber er hat seinen Status in der Kunstwelt auch genutzt, um das schwule Leben zu repräsentieren und ein lautstarker Unterstützer der LGBT-Community zu werden. Sein Vorschlag wurde für die AIDS-Gedenkstätte in München ausgewählt und durch seine Arbeit zeigt er normalisierte Bilder des Lebens, baut ein visuelles Vokabular für die Umgangssprache auf und kodifiziert und normalisiert ihr Erscheinen in Kunstwerken. Sein Installationsstil hat dazu beigetragen, die Ausstellungshierarchien in der Kunstwelt abzubauen, indem er auf dem gleichen Wert von Objekten außerhalb formaler Rahmen und traditioneller Präsentationsmethoden besteht. Tillmans hat auch eine gemeinnützige Kunstorganisation eröffnet, um unterschätzten Künstlern zu dienen und über aktuelle Themen wie LGBT-Rechte und die anhaltende Migrationskrise in Europa zu sprechen. Seiner politischen Agenda wird auch durch seine musikalische Karriere Ausdruck verliehen.
Mehr Informationen unter: http://www.artnet.com/artists/wolfgang-tillmans/biography
Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.