Beatrix Ruf – ein Multitalent und der Kunstmarkt

Date : 29. Oktober 2018

Künstlerbiographie Beatrix Ruf iconDie 57-jährige Beatrix Ruf ist eine deutsche Museumskuratorin und war von 2014 bis 2017 Direktorin des Stedelijk Museums in Amsterdam. Dort arbeitete sie mit Künstlern wie Ed Atkins, Tino Sehgal oder auch Isa Genzken zusammen. Wegen umstrittener Nebentätigkeiten trat sie 2017 von ihrem Posten zurück. Ruf gilt in der Branche als eine der außergewöhnlichsten Stimmen der zeitgenössischen Kultur.

Zusammen mit einer Vielzahl von Verlagen, darunter JRP│Ringier (ein Schweizer Verlag für Kunst, den sie mit initiiert hat), produzierte sie eine Reihe äußerst wichtiger Publikationen. Ihre Artikel und Essays über die Arbeit aufkommender Künstler sind von unschätzbarem Wert. Sie gewähren Einblicke und Kontext für die Entwicklung von Oeuvres.

 

Werdegang und Arbeit der Beatrix Ruf

1960 in Singen geboren, studierte die Kuratorin zunächst Psychologie, Ethnologie und Kunst- und Kulturwissenschaften an der Universität Zürich, gefolgt von einem Studium am Konservatorium in Wien. Danach arbeitete die heute gefeierte Kunstexpertin als freiberufliche Kuratorin, Choreographin und Kritikerin. Von 1994 bis 1998 war sie Kuratorin am Kunstmuseum Thurgau, Warth. Von 1998 bis 2001 bekleidete sie den Posten der Direktorin des Kunsthauses Glarus. Ruf arbeitete mit vielen etablierten Schweizer Künstlern wie Fischli & Weiss, Olivier Mosset, oder Ugo Rondinone zusammen und gab vielen von ihnen ihre erste institutionelle Präsenz. Ruf beherrscht es wie keine Zweite aufstrebende Talente aufzuspüren und ihnen zu internationaler Größe zu verhelfen. Künstler wie Christodoulos Panayitou oder Yüksel Arslan zählen beispielsweise zu diesen Talenten.

Im Jahr 2001 wurde Beatrix Ruf zur Direktorin der Kunsthalle Zürich ernannt. Dort leitete sie ein umfangreiches Erweiterungsprojekt, das 2003 begonnen und 2012 abgeschlossen wurde. Sie entwickelte ein international renommiertes Ausstellungsprogramm für Einzelpräsentationen und Gruppenausstellungen. Wilhelm Sasnal, Keren Cytter, Trisha Donnelly, Wade Guyton und Seth Price gehörten unter anderem zu den jungen Künstlern, die dort ihre erste museale Präsentation erhielten. Ruf scheut sich also nicht vor dem Experimentieren, was die unzähligen Neuproduktionen in ihrer Direktion belegen. Ihre große Passion ist es, auch jungen, unbekannten Künstlern eine Chance und eine Bühne zu geben. Das ist die Art, wie sie ihren Beruf lebt und die Arbeit eines Museums versteht. Eine Praxis, der sie selbst in ihrem Schaffen weitgehend treu bleibt.

 

Beatrix Ruf und der Kunstskandal

Im krassen Widerspruch dazu steht wohl der jüngste Skandal, in den die Kuratorin verwickelt zu sein scheint. Ruf hatte verschwiegen, dass sie neben ihrer Haupttätigkeit als Direktorin des Stedelijk Museums auch ein eigenes Beratungsunternehmen für Kunstsammler führt. Zu ihren Kunden gehörten auch Leihgeber des Museums. Obwohl die 430.000 Euro Gewinn, die ihre Firma Currentmatters damals erzielte im Vergleich zu anderen Museen und Galerien nur Peanuts sind, trat Ruf zurück. In der Erklärung des Stedelijk hieß es später, sie wolle möglichen Schaden für die Reputation des Hauses abwenden.

Eine Gruppe namhafter Künstler, Galeristen und Kulturschaffender rief daraufhin eine Petition ins Leben, die dafür sorgen sollte, dass Ruf als Direktorin an ihr geliebtes Museum zurückkehrt. Hier heißt es, die Kuratorin sei zu Unrecht an den Pranger gestellt worden, und habe die Summe bereits vor dem Beginn ihrer Arbeit am Stedelijk als Bonus erhalten. Wer auch immer in diesem conflict of interests die Wahrheit spricht, Ruf gilt in der Branche, als eine der außergewöhnlichsten Kuratorinnen ihrer Zeit.

Mehr Informationen unter: https://www.stedelijk.nl/en/news/Beatrix-Ruf-new-Director-Stedelijk-Museum-Amsterdam

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

 

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