Theaster Gates – ein Stadtplaner macht Kunst

Date : 22. Oktober 2018

Künstlerbiographie Theaster Gates iconDer 1973 in Chicago geborene Theaster Gates ist ein amerikanischer Installationskünstler. Er studierte Stadtplanung und machte 1996 seinen Bachelor of Science an der Iowa State University. Bereits während seines Studiums interessierte er sich für die Kunst Japans und das Thema Religion. So kam es, dass er in Südafrika seinen Master in Bildender Kunst und Religionslehre an der University of Cape Town absolvierte. In seiner Kunst verwirklicht er das Gelernte und platziert Inhalte der Stadtplanung und damit zusammenhängende  gesellschaftliche Probleme in seinen Installationen. Seit 2011 ist Gates der Direktor der „Arts and Public Life“ an der University of Chicago. Zudem ist er der Leiter von Place Lab, ein Projekt, das aus der Partnerschaft von „Arts and Public Life“ und der Harris School of Public Policy entstand. Dabei werden neue Ansätze der Stadtplanung erfunden und entwickelt.

 

Austellungen von Theaster Gates

Im Jahr 2007 veranstaltete Theaster Gates im Hyde Park Art Center eine konzeptuelle Ausstellung mit dem Titel „Plate Convergence“. Hier inszenierte er in Form einer Veranstaltung eine bewegende Hintergrundgeschichte für von ihm hergestellte Keramikplatten. Die Ausstellung thematisierte Shoji Yamaguchi, einen in Japan geborenen Töpfer, der nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten ausgewandert war und sich in Mississippi niederließ, wo er eine schwarze Frau und Bürgerrechtlerin heiratete. Dort entwarf er einen speziellen Teller, der besonders für die Küche schwarzer Menschen geeignet war. In der Ausstellung selbst inszenierte Gates nicht nur die Keramikteller in hängender Form, sondern sorgte auch für eine ganz eigene Tischordnung, indem er vorher speziell arrangierte „Tabledinner“, für die er auch die Speisenden selbst aussuchte auf Video dokumentierte. Diese Aufnahmen konnten dann von den Ausstellungsbesuchern passend zum jeweiligen Gedeck betrachtet werden. So machte Gates das „Dinner“ zur Basis neuer und unerwarteter Freundschaften. Ein Thema, dass ihm sehr am Herzen liegt.

 

Weitere Stationen des Theaster Gates

Im Jahr 2012 nahm Theaster Gates an der Documenta 13 in Kassel teil, der größten Ausstellung für zeitgenössische Kunst der Welt. 2014 plante und errichtete er eine eine Million Dollar teure Installation für die U-Bahnhaltestelle 95th Street der South Side in Chicago. Dies ist das größte und teuerste öffentliche Kunstprojekt der Chicago Trust Authority. Theaster Gates ist seiner Herkunft treu geblieben und lebt noch heute in der Weltstadt.

Für die South side, die zu einer einer der verlassensten und vernachlässigsten Gegenden Chicagos gehört, engagiert er sich besonders. Immer wieder kauft er hier ehemals ungenutzte Gebäude um daraus Begegnungsstätten für die Community zu machen. Besonders wichtig ist ihm dabei, dass jedem, reich wie arm der Zugang zur Kunst und Musik gewährt wird. Um diesen Traum auch in größerer Bandbreite zu verwirklichen rettete der Künstler im Jahr 2012 die ehemalige „Stony Islands Bank“ vor dem Abriss durch die Stadt, nach ca.30 Jahren Leerstand. Er kaufte das Mammutgebäude für nur einen Dollar und investierte Millionen um daraus die heutige „Artsbank“ entstehen zu lassen. Heute gehört das Gebäude mit zahlreichen Ausstellungen, einer eigenen Bibliothek sowie regelmäßigen Events zu den begegnungsstärksten Orten Chicagos.

Mehr Informationen unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Theaster_Gates

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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