Gabi Ngcobo – Aus dem Township zur internationalen Kuratorin
Gabi Ngcobo wurde 1974 im südafrikanischen Durban geboren. Dort wuchs sie in dem Township Umlazi auf, einem besonders armen Stadtteil. Sie ist Künstlerin, Gründerin von zwei gemeinnützigen Organisationen und Kuratorin für internationale Kunstausstellungen. Erste bekannte Kunstprojekte veröffentlichte sie Anfang der 2000er-Jahre. In den darauffolgenden Jahren war sie Co-Kuratorin und Kuratorin, unter anderem für die 2018 in Berlin stattfindenden Biennale. Zudem wird Ngcobo bei der in diesem Jahr stattfindenden Documenta in Kassel als Kuratorin fungieren.
Der Werdegang von Gabi Ngcobo
Die heutige Kuratorin Ngcobo wuchs in Südafrika zur Zeit der Apartheid auf. Ihre Kindheit verbrachte sie in einem Township, einem Stadtteil mit ausschließlich dunkelhäutigen Einwohnern, die hier von den europäischstämmigen Einwohnern separiert wohnten. Nach ihrem Schulabschluss studierte sie Kunstwissenschaften an der Universität von Durban-Westville, wo sie einen Bachelorabschluss erreichte. Einige Jahre später machte sie dann in New York ihren Master in Curatorial Studies. Daraufhin übernahm sie selbst eine Lehrtätigkeit an der Witts School of Arts in Johannesburg. Hier war sie von 2011 bis 2020 aktiv. Ihre ersten praktischen Erfahrungen in der Kunstbranche sammelte sie während ihrer Tätigkeit an der Iziko South African National Gallery und für die Cape Africa Platform. Während dieser Zeit war Ngcobo an kollaborativen und individuellen Projekten beteiligt. Zu diesen Projekten gehören unter anderem Werke wie „Second to None“ aus dem Jahr 2005 oder „Titled/Untitled“ aus dem Jahr 2008. Viele dieser Projekte sind in internationalen Galerien ausgestellt. Gemeinsam mit zwei Kollegen gründete sie im Jahr 2010 die NGO, eine Abkürzung für „Nothing Gets Organised“. Ziel dieser Organisation ist es, Selbstorganisation zu vermitteln, um weniger auf festgelegte Definitionen und Strukturen angewiesen zu sein. Außerdem rief sie ebenfalls mit zwei Kollegen das Center for Historical Reenactment, kurz CHR, ins Leben. Hier möchte sie untersuchen, welchen Einfluss das historische Erbe auf zeitgenössische Kunst hat.
Laufbahn als Kuratorin
Im Jahr 2007 ging sie für die Cape 07 Biennale zum ersten Mal der Tätigkeit als Co-Kuratorin nach. Zusammen mit Yvette Mutumba, mit der sie noch weitere Projekte gemeinsam bestritt, kuratierte sie die Frankfurter Ausstellung „A Labour of Love“. Im Jahr 2016 war sie Co-Kuratorin für die 32. Sao Paulo Biennale. Eines ihrer größten Events als Kuratorin war dann die Berliner Biennale 2018. Ihr erklärtes Ziel dieser Biennale war es, dem „kollektiven Wahnsinn“ zu begegnen. Mit dem Wort Wahnsinn könnte sie die Systeme gemeint haben, die zur Entstehung und Erhaltung der kapitalistischen Welt beigetragen haben. Zusätzlich wollte sie, passend zu ihren Prinzipien bei NGO, eingefahrene Strukturen der Biennale aufbrechen. Im Jahr 2021 übernahm sie zudem die kuratorische Leitung an einer in Pretoria ansässigen Universität.
Zusammenfassung
Gabi Ngcobo ist nicht bloß Künstlerin oder Kuratorin: Sie unterrichtet an Universitäten, schreibt Texte und ist politisch aktiv. Beispielsweise äußert sie sich kapitalismuskritisch und spricht sich für die Aufarbeitung des Kolonialismus aus. In einem Interview mit dem online-Magazin „ONCURATING“ sagte sie: „Wenn wir nicht mit dem Man in the Mirror (uns selbst) beginnen, werden wir nie in der Dekolonisierung vorankommen, tatsächlich belügen wir uns dann nur selbst“. Ihre disruptive Sicht auf eingefahrene Systeme verdeutlicht sie in jeder von ihr kuratierten Kunstausstellung.
Mehr Informationen unter: https://www.weltkulturenmuseum.de/de/gaeste-forschung/?gast=gabi-ngcobo-suedafrika
Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.