Pierre Huyghe – Meister der Komplexität
Der 1962 in Paris geborene Künstler Pierre Huyghe ist besonders für seine komplexen Werke und Ausstellungen bekannt. Er studierte an der Ecole Nationale Supérieure des Arts in Paris, wo er bis heute lebt und arbeitet. Er liebt die Komplexität und strebt die absolute Perfektion an, welche er aber nach eigenen Angaben nie erreicht und nie erreichen wird. Dabei sind Realitätsebenen sein Lieblingsmotiv. Im Jahr 2001 durfte er Frankreich auf der Biennale in Venedig vertreten. Dort gewann er den Sonderpreis der Jury mit seinem Pavillon „Le Château de Turing“.
Die berühmteste Arbeit von Pierre Huyghe
Pierre Huyghe ist für seine Skulpturen bekannt, doch er definiert diesen Begriff teilweise komplett neu. Skulpturen gelten als leblos, starr und statisch. Mit seiner Ausstellung „After A Life Ahead“ bewies er das genaue Gegenteil. Dafür erschuf er ein vernetztes System mit Tieren und Organismen im Eissportpalast in Münster. Die Eishalle ist schon seit Jahren geschlossen, doch er erweckte diese wortwörtlich wieder zum Leben. Mit seinem Team grub er sich dort buchstäblich in den Boden. Nach einiger Zeit stieß er auf Sand, welcher noch vom letzten Gletscher in Deutschland, aus der Eiszeit, stammt. Aus diesem Sand formte er „Sendemasten“, in welchen er Bienenkolonien ansiedelte. Mithilfe modernster Technik wurden ihre Bewegungen registriert und aufgenommen. Die Daten wurden an einen Kasten gesendet. In diesem Kasten befanden sich menschliche Krebszellen, die auf Grundlage der Daten von den Bienen stimuliert wurden. Durch die verschiedenen Stimulationen gab es unterschiedliche Teilungsraten, von Hughes Team ebenfalls dokumentiert. Die so erfassten Daten wiederum sendete man an ein Aquarium, dessen Scheiben entweder verdunkelt oder transparent wurden. Die unglaublichen und komplexen Vorgänge konnte der Besucher hautnah miterleben und beobachten. Huyghes Ausstellung fand im Rahmen der Documenta 14 statt.
Pierre Huyghe – Schöpfer der Antikontrolle
Der Künstler reflektiert mit seiner Kunst den Umbruch in der Gesellschaft, der durch neue, immer schlauer werdende, Technologien hervorgerufen wird. Seine Arbeiten stellen Wahrnehmung und Realität in Frage, er ordnet „Bilder“ neu an oder erschafft sie gänzlich neu, ähnlich wie es beim Dadaismus war. Huyghe liebt die Dynamik und hält nicht viel von „Installationen“, deshalb sind auch oft Tiere ein Bestandteil seiner Werke, denn diese seien weder ruhig noch könne man ihre Handlungen voraussehen. Huyghe geht es um den Dialog zwischen unterschiedlichen Akteuren. Mittels seiner Kunst sucht er nach Dingen, die es ihm unmöglich machen, Autorität über das auszuüben, was er erschafft. So kreiert er seine eigenen Werkzeuge der Antikontrolle. Der Künstler ist getrieben von der Perfektion des digitalen Bildes, bei dem die eingesetzten Mittel das Geschehen übernehmen, und er als Autor gänzlich verschwindet.
Mehr Informationen unter: https://www.guggenheim.org/artwork/artist/pierre-huyghe
Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.