Andreas Gursky – Das moderne Verhältnis von Sein und Schein

Date : 1. Mai 2022

Andreas Gursky - einer der wichtigsten Künstler unserer ZeitAndreas Gursky ist einer der weltweit erfolgreichsten zeitgenössischen Fotografen. Kurz nach seiner Geburt 1955 in Leipzig flieht die Familie aus der DDR und lässt sich in der Rheinmetropole Düsseldorf nieder, wo sein Vater als Werbefotograf arbeitet. Von 1977 bis 1980 studiert Gursky Visuelle Kommunikation bei den bedeutenden Nachkriegsfotografen Otto Steinert und Michael Schmidt an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Anschließend studiert er bis 1987 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd Becher und Kasper König. 1985 wird er Meisterschüler von Bernd Becher und wie seine Kommilitonen, zu denen unter anderem Sigmar Polke und Gerhard Richter gehören, wird auch Gursky sehr von dessen dokumentarischer Praxis beeinflusst. Es folgt eine erste Einzelausstellung in der Galerie Johnen + Schöttle in Köln. Als einmalige Werke werden seine Arbeiten dennoch erst später anerkannt, als er damit beginnt, sich von den Lehrmethoden Bechers abzuwenden und großformatige Fotografien anzufertigen.

Montagen und digitale Bildbearbeitung
Seit Anfang der 1990er Jahre bindet Gursky die digitale Bildbearbeitung in seine fotografischen Arbeiten ein. Häufig fotografiert er Orte der Großstadt und des modernen Konsums aber auch Landschaften finden einen Platz in seinen Werken. Gurksy fotografiert farbig, wobei er selbige eher dezent einsetzt. In vielen seiner Werken spielt Gursky mit der Objektivität und Wirklichkeitstreue des Bildes, die die Fotografie lange Zeit auszeichneten. Er selbst vergleicht seine Fotografien mit Malerei und beginnt 1992 damit, digitale Bilder durch Montagen zu bearbeiten. Ein Beispiel dieser Vorgehensweise ist das Bild Mayday V aus dem Jahr 2006, das während der jährlich stattfindenden Techno-Party Mayday in der Dortmunder Westfalenhalle entstand. Obwohl die Westfalenhalle lediglich vier Stockwerke besitzt, wurde sie von Gursky nachträglich zu einem gewaltigen, 18-stöckigen Turm erhoben. Sein Wahrheitsanspruch ist, dass das Ereignis stattgefunden hat, die Art und Weise, dieses Ereignis auf Fotografien festzuhalten, ist in seinen Augen jedoch sehr variabel. Seine Bildkompositionen thematisieren somit das moderne Verhältnis von Sein und Schein und zwingen zu einer Neubewertung der Rolle der künstlerischen Fotografie im digitalen Zeitalter.

Von 1995 bis 2007 ist Gursky mit der Berliner Fotografin Nina Pohl verheiratet, mit der er auch immer wieder zusammenarbeitet. Gemeinsam fotografieren sie 2002 das Cover-Foto für das Best-Of-Album Reich & sexy II der Düsseldorfer Punkrockband Die Toten Hosen.

Rekordwerte auf dem internationalen Kunstmarkt
Seit Jahren erzielen Gurskys Fotografien auf dem internationalen Kunstmarkt Spitzenpreise. 2006 wurde seine Fotografie 99cent aus dem Jahr 2001 bei Sotheby’s für 2,26 Millionen Dollar verkauft. Noch im gleichen Jahr ersteigerte ein anonymer Bieter das 99cent II-Diptychon bei einer Auktion für 2,48 Millionen Dollar. Die Fotografie Rhein II aus dem Jahr 1999 wurde am 8. November 2011 bei Christie’s in New York für den Rekordwert von 4,3 Millionen Dollar verkauft und war somit bis zum Jahr 2014 die teuerste Einzelfotografie der Geschichte. Während der Bundestagswahl 2002 stellte Gursky das Motiv der rot-grünen Bundesregierung zur Verfügung.

Seit 2010 arbeitet Gursky als Professor für „Freie Kunst“ an der Düsseldorfer Kunstakademie und wird 2012 Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Mehr Informationen unter: https://www.andreasgursky.com

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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