Günther Uecker – ein Künstler, der den Nagel auf den Kopf trifft

Date : 11. Mai 2022

Günther Uecker - einer der wichtigsten Künstler unserer ZeitGünther Uecker gilt als einer der bedeutendsten Akteure der deutschen Nachkriegs- und Gegenwartskunst. Der 1930 geborene Künstler ist international erfolgreich und machte sich insbesondere durch seine Nagelbilder einen Namen.

Uecker wuchs auf der Halbinsel Wustrow an der Ostsee auf, wo er den Einmarsch der Roten Armee miterlebte. Nach Kriegsende lebte er anfänglich in der DDR. In Wismar studierte er von 1949 – 1953 Malerei und Bildende Kunst. Zwei Jahre später floh er nach West-Berlin, wo er mit der abstrakten Kunst in Berührung kam. In den Jahren 1955 bis 1957 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Otto Pankok, einem Alt-Expressionisten. Später sollte Uecker dort auch mehrere Jahre als Professor tätig sein. In Düsseldorf erweitert er sein Repertoire um die Konzepte Kinetik, Aktionen und Abstraktion und beschäftigt sich mit verschiedensten Techniken und Materialien. Dort trat er zudem der bahnbrechenden Künstlergruppe ZERO bei, die von Heinz Mack und Otto Piene gegründet wurde. Sie strebten einen Neuanfang in der Kunst an, für den sie die Uhr gewissermaßen „auf Null“ zurück stellten. Nach Jahren der Zusammenarbeit und gegenseitigen Inspiration gingen die Avantgarde-Künstler schließlich ihre eigenen Wege. Dass ihre Werke jedoch nach wie vor von Bedeutung sind, zeigt die Renaissance, die sie seit Beginn des 21. Jahrhunderts erleben. So gab es seit 2004 zahlreiche Retrospektiven, die ihre Rolle für die Nachkriegskunst untermauern.

Günther Uecker – Materialkünstler

Uecker selbst ist ein Materialkünstler, der das Material zur Kunst erhoben hat. Man könnte sagen, dass er mit Hammer und Nagel in die Kunstgeschichte eingegangen ist. So zählen seine Nagelbilder, die er Ende der 1950er Jahre entwickelte und die er selbst als „Nagelfelder“ bezeichnet, zu seinen bekanntesten Werken. Dafür schlägt der Künstler Eisennägel in Holzbretter oder Leinwände, aber auch in Möbel, Musikinstrumente oder Haushaltsgegenstände. Die Reliefe, die dadurch entstehen, entfalten ihre Wirkung im Zusammenspiel mit Licht und Schatten und laden die Betrachtenden dazu ein, sich ihnen aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern. Laut Uecker beginnt das Bild dabei dort, wo die Sprache versagt. Bis heute kreiert er jedes Jahr mindestens ein neues Nagelbild. Sein Oeuvre umfasst aber ebenso Malerei, Objektkunst, Bildhauerei, Sound- sowie Lichtinstallationen und Bühnenbilder. Ende der Neunzigerjahre gestaltete er einen Andachtsraum im Reichstagsgebäude, der Abgeordneten unabhängig von ihrer Konfession einen Ort der Besinnung bieten soll. Für sein künstlerisches Schaffen spielt die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zeitgeschehen, der Politik, Philosophie, Religion und Ökologie eine wichtige Rolle.

Uecker – und was noch?

Günther Uecker stellte in zahlreichen Ländern aus und war unter anderem auf der Biennale in Venedig vertreten. Er wurde vielfach ausgezeichnet. In der Bundesrepublik Deutschland erhielt er als Anerkennung seines wertvollen Beitrages unter anderem das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Auch heute ist Uecker mit über 90 Jahren weiter künstlerisch aktiv. Er wechselt zwischen St. Gallen und Düsseldorf hin und her und arbeitet zudem in einem Atelier in Berlin. Seine Kunstwerke behalten ihre Wirkung unabhängig vom Weltgeschehen und sind nach wie vor aktuell. Es ist bemerkenswert, dass Ueckers Werke in den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen verstanden werden. Der Künstler selbst erklärt dies durch den humanen Charakter, den, wie er sagt, viele Menschen in ihnen erkennen und der sie berührt.

Mehr Informationen unter: https://www.dw.com/de/nagel-kunst-g%C3%BCnther-uecker-zum-90-geburtstag/a-18304388

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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