Mona Hatoum und die Beziehung zwischen Welt, Politik und Individuum
Mona Hatoum wurde 1952 in Beirut im Libanon geboren, als Kind geflohener Exil-Palästinenser. Mona hatte Zeit ihrer Kindheit und Jugend das Gefühl in diesem Land nicht richtig dazu zu gehören. So kam es dann auch, dass sie 1975 nach London übersiedelte, nach einer, ursprünglich nur als Kurztrip geplanten Reise. In den folgenden Jahren besuchte sie an ihrem neuen Wohnsitz die „Byam Shaw School of Art“ und von 1979 bis 1981 die „Slade School of Art“ .
Zu Beginn ihres kreativen Schaffens stand für Mona Hatoum der Körper im Mittelpunkt. In den 1980er Jahren überraschte sie ihr Publikum mit ihren unkonventionellen und unvorhersehbaren Perfomances. So schockierte sie ihre Zuschauer in der Aufführung „Look No Body!“ indem sie die Leute daran teilnehmen ließ, wie sie die Toilette benutzte. Sie übertrug die Szene auf einen Monitor. Gleichzeitig hörten die Menschen über Lautsprecher einen Vortrag von ihr über das Urinieren.
In ihren späteren Performances ging es Hatoum vor allem darum, die Erfahrung von Leid und Gewalt auf spektakuläre Art zu veranschaulichen. Dafür nahm sie unterschiedlichste Rollen ein, spielte in „Under Siege“ das Opfer von Gewalt, indem sie sieben Stunden lang in einem durchsichtigen Würfel mit lehmigem Schlamm ausharrte. An anderer Stelle wiederum wechselte sie die Rolle und bedrohte ihr Publikum. In Straßenperformances wurden oftmals überraschend unbeteiligte Zuschauer miteinbezogen.
Tief erschüttert von dem Kriegsgeschehen im Libanon 1983, versuchte Hatoum in ihrer Performance „The Negotiation Table“ dem Grauen ein Gesicht zu geben. Bedeckt mit Eingeweiden und in Folie gewickelt, lag sie drei Stunden auf einem Tisch, während Nachrichten über den Bürgerkrieg abgespielt wurden. Es waren auch westliche Politiker zu hören, die über Frieden debattierten. Die Beeindruckende Performance wurde 2012 in Berlin wiederaufgeführt.
1988 zeigte Hatoum in einer Videoinstallation Standbilder ihrer Mutter beim Duschen. Über den Bildern lag ein Brief ihrer Mutter in arabischer Sprache. Die Schriftzeichen ließen auf diese Weise Assoziationen an einen Stacheldraht aufkommen. Hatoum, die nach Ausbruch des Bürgerkriegs viele Monate von Ihren Eltern abgeschnitten war, ließ in dieser Kunstinstallation ihre eigene Biografie in sehr persönlicher Weise miteinfließen.
In ihren originellen Installationen und Skulpturen lädt Hatoum ihre Zuschauer immer wieder dazu ein, genauer hinzusehen. In ihrem Projekt „Still Life“, 2008 – 2009, sieht man auf den ersten Blick einen Holztisch mit darauf drapierten, hübsch aussehenden Objekten aus Muranoglas. Wer jedoch genauer hinsieht, bemerkt, dass die Objekte die Form von Handgranaten haben.
1994 wurde Hatoum für den „Turner Preis“ und für den „Roswitha Hoffmann Preis“ nominiert, für ihre Aufsehen erregende Video Installation „Corps Etranger“. In dieser ist zu sehen, wie die Kamera zuerst über Hatoum´s Körper wandert und dann in ihre Körperöffnungen eindringt.
Hatoum´s Ausstellungen waren schon beinahe auf der ganzen Welt zu sehen, unter anderem in London, Paris, Berlin, Stockholm, Los Angeles, New York, Hiroshima und Hong Kong. Heute lebt die erfolgreiche Künstlerin abwechselnd in London und Berlin.
Mehr Informationen unter: https://universes.art/de/specials/mona-hatoum
Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.