Patrick Cariou – Fotografie als Mahnmal

Date : 7. März 2022

Patrick Cariou - einer der wichtigsten Künstler unserer ZeitPatrick Cariou (geb. 20. 02.1963 in Lorient) ist ein französischer Fotograf, der in der Nähe von Quimper in der Bretagne aufwuchs. Ursprünglich Modefotograf erlernte er sein Handwerk in den 1980er Jahren in einem Pariser Pin’up Studio. Er arbeitete für verschiedene Zeitschriften wie Marie Claire, GQ, Vogue oder Elle. In den 1990er Jahren zog er nach New York und blieb dort für etwa zehn Jahre um seine Arbeitstechnik zu verfeinern.

Über sein Leben ist wenig bekannt, doch wird er beschrieben als ein unhöflicher wenngleich zäher Typ, als Rebell und als ruhelose Person mit einer gequälten Seele. Ein in Stärke verliebter Porträtist, der sich zu den Heldenhaften und Mächtigen hingezogen fühlt, zu Männern die eine wilde Unabhängigkeit zu repräsentieren scheinen und sich über gesellschaftliche Kompromisse hinwegsetzen. Im Vordergrund aber steht seine Leidenschaft für die Fotografie, in die er endlos Zeit investiert.
Cariou bereiste den ganzen Globus, von der Nordküste bis Peru, von Tahiti zurück zur Bretagne. Auf seinen Reisen begegnete er den ganz grossen der lebenden Surfer, und porträtierte deren Lebensstil in einem ersten Fotoband (Surfers 1998). Seine Liebe zu dieser Jugendkultur wurde begleitet von der ewigen Suche nach der Wahrheit, die sich in seinen Porträts widerspiegelt.

Carious Auswahl an Themen und Motiven ist alles andere als neutral. Seine Sicht ist durchdringend und belastend, und sie zeigt die Realitäten und die Ungerechtigkeiten unserer Zeit auf. Mit seinem Hang zum Abenteuer war es denn kein Wunder, dass er Jamaika bereiste um die Welt der Rastafaris zu porträtieren. Eine Welt, deren Kultur und Religion aussenstehenden bis dahin verschlossen war. Mit kühnen Schwarz-weiss Bildern fing er die Landschaften und den fruchtreichen Lebensstil dieser strengen und separatistischen Dschungelbewohner ein, welche durch Reggae-Legenden wie Bob Marley oder Peter Tosh populär geworden sind (Yes Rastas, 2000).

Mit Trenchtown Love (2003) legte er einen weiteren Band zum selben Thema nach. Darin verurteilt er die Mentalität, welche Jamaika zur korruptesten und gefährlichsten Insel der Karibik gemacht hat. Das Buch ist mehr als ein Portfolio der fotogenen Bewohner Kingstons und keine Ode an stilvolle, stilisierte Verzweiflung. Vielmehr zeigt es die Mühen einer Randgesellschaft, die ihr Schicksal selber in die Hand nimmt und sowohl mit Ziegeln und Mörtel eine Bibliothek aufbaut, als sich (auch mit Gewalt) gegen Obrigkeiten zur Wehr setzt. Trenchtown Love zeigt deutlich den Wunsch Carious nach Integrität, Genauigkeit und Ehrlichkeit in seiner Fotografie. „Es ist sehr wichtig, die Menschen, die ich fotografiere, nicht zu verraten“, erklärt er. „Es ist wichtig, dass sie sich in den Bildern wiedererkennen.“

In der Folge verbrachte Cariou zehn Jahre damit, die Roma Europas zu fotografieren. Er folgte ihnen quer durch Europa und porträtierte französische, slowakische, rumänische, türkische, iranische, afghanische und indische Roma. Mit Gypsies (2011) beschreibt Cariou die umgekehrte Migration der Roma, von West- nach Osteuropa, über den Nahen Osten bis hin nach Indien, der ursprünglichen Heimat ihrer Vorfahren, deren tausendjährige Reise eine epische Odyssee darstellt. Das Ergebnis ist eine zum Nachdenken anregende Sammlung von Porträts, welche die teils harten Bedingungen aufzeigt, mit denen die Roma dieser Welt leben oder leben müssen.

Mehr Informationen unter: https://fr.wikipedia.org/wiki/Patrick_Cariou

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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