Simone Leigh – auf vielen Wegen zu einem Ziel

Date : 29. April 2022

Simone Leigh - eine der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit Die 1967 in Chicago (Illinois, U.S.A.) geborene Künstlerin wuchs in der South Side der Stadt auf. Als Tochter jamaikanischer Missionare in einer Nachbarschaft, wo beinahe ausschließlich Menschen mit dunkler Hautfarbe lebten, entwickelte sie nach eigener Erzählung nie den Gedanken, ihre Hautfarbe könnte sie in ihrem Leben einschränken. Daraus entwickelte sich ein Selbstbewusstsein, welches sich in ihrer Kunst widerspiegelt, denn diese ist Kritik und Protest gegen die Ungerechtigkeit, dass für schwarze Frauen ihre Hautfarbe oftmals eben doch eine Einschränkung bedeutet. Simone Leigh machte hingegen 1990 ihren Bachelor in Kunst und im Nebenfach Philosophie am Earlham College in Richmond (Indiana, U.S.A.). Allerdings wollte sie ihre Passion zunächst gar nicht zum Beruf machen, sondern Sozialarbeiterin werden. Die Kunst ließ sie jedoch nicht los und sie machte ein Praktikum am National Museum of African Art. Schließlich entschied sie sich, ihre Berufung zum Beruf zu machen und begann ihre Kunstkarriere. Inzwischen zählt sie zu den einflussreichsten und bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart.

Vielseitige Form mit konstanter Funktion

Während Leigh sich selbst in erster Linie als Bildhauerin sieht, nutzt sie tatsächlich verschiedene Medien, wie Skulpturen, Installationen, Videos und Performances. Vermehrt hat sich ihre Kunst in Richtung der sozialen Praxis entwickelt, bei der die Öffentlichkeit in ihre Werke miteinbezogen wird. Ursprünglich ist Leigh Expertin für Keramikkunst und lehrte in diesem Bereich an der Rhode Island School of Design. In jüngster Zeit arbeitet sie an Bronze-Skulpturen. Eine vielseitige Künstlerin also mit einem inzwischen umfangreichen Werk.

Inhaltlich geht es in Leighs Kunst dabei schon immer um die Identität und gesellschaftliche Position der afroamerikanischen Frau – konkret um ihre Marginalisierung und Diskriminierung. Simone Leigh bedient sich dabei traditioneller, afrikanischer Motive und Materialien, die sie verändert und modern verwendet. Dabei spannt sie geschickt einen historischen Bogen über ihre Werke. Sie selbst bezeichnet ihre Kunst als „auto-ethnographisch“ und auf die „schwarze, weibliche Subjektivität“ konzentriert.

Ein Beispiel für ihre Arbeit ist „The Waiting Room“ von 2016, welches im New Museum in New York City ausgestellt worden ist. Die Ausstellung bezog sich auf den Fall von Esmin Elizabeth Green, die nach 24 Stunden im Wartezimmer eines Krankenhauses verstorben ist. Sie prangerte die fehlende Empathie Esmin Elizabeth Green gegenüber an und warnte andere schwarze Frauen davor, zu gehorsam zu sein. Außerdem waren an die Ausstellung Pflegesitzungen und weitere Möglichkeiten angeknüpft, bei denen mitgemacht und über verschiedene medizinische Traditionen dazugelernt werden konnte.

Simon Leigh aktuell

Leigh stellt regelmäßig und international aus. Zudem ist sie Gründerin des Kollektivs „Black Women Artists for Black Lives Matter“. Im Oktober 2020 wurde sie zur Vertreterin der U.S.A. bei der Biennale in Venedig 2022 ausgewählt und bekam einen Goldenen Löwen für „Brick House“ in der Hauptausstellung. Er ist der jüngste aus einer Reihe von Auszeichnungen. Die Bronze-Skulptur stand 2019 auf der High Line in New York City, der Stadt, in der Leigh bis heute arbeitet. Das Werk ist sowohl ihre erste Bronze, als auch das erste Stück ihrer fortlaufenden Reihe „Anatomy of Architecture“.

Mehr Informationen unter: https://simoneleighvenice2022.org

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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