Susan Hiller: Ikone parakonzeptioneller Kunst
Geboren wurde Susan Hiller am 7. März 1940 in Tallahassee, Florida. Die Künstlerin verstarb am 28. Januar 2019 in London. Ihr umfassendes Gesamtwerk ist ebenso vielseitig wie progressiv.
Die frühe Kindheit hatte Susan Hiller in der Umgebung von Cleveland/Ohio verbracht. 1952 nach Florida zurückgekehrt beendete sie im Jahr 1957 die Highschool, um dann zunächst am renommierten Smith College in Northampton zu studieren. Nach einem Bachelor für Fotografie und Film bei Cooper Union for the Advancement of Science and Art sowie einem Studium von Linguistik und Archäologie am New Yorker Hunter College promovierte sie an der Tulane University, New Orleans 1965 zum Doctor of Philosophy in Anthropologie.
Spezielle Feldforschungen führten Susan Hiller nach Belize, Mexiko und Guatemala. Dabei bewog sie ihre Kritik an der objektivierenden Methodik in der anthropologischen Forschung letztendlich zu einem Ausstieg aus benannter Wissenschaft. Eigenen Angaben zufolge entschied sich Hiller anlässlich einer Vorlesung zum Themenbereich “Kunst in Afrika” selbst eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen. Dazu zog Susan Hiller nach London.
Von Großbritannien aus entwickelte sich ihre Künstlerkarriere, in der Susan Hiller den Einsatz von Multimedia-Technologien weiterentwickelte und zu einer Vorkämpferin der Video- und Installationskunst avancierte. In ihren Arbeiten untersuchte die so vielseitig gebildete Künstlerin verschiedene Aspekte der Kultur, besonders unter Beachtung marginalisierter, unterdrückter oder übersehener Strömungen. Von der Verarbeitung diverser Alltagsmaterialien wie Tapeten und Postkarten bis hin zu paranormalen Phänomenen wie Telekinese, übernatürliche und Begegnungen bis hin zur Dokumentation besonders tiefgreifender persönlicher Erfahrungen – alle Bereiche waren in Hillers künstlerisches Werk involviert. Sie bezeichnete ihre künstlerische Arbeit selbst völlig zurecht als “parakonzeptuell”.
Susan Hillers künstlerischer Disput, ihre Auseinandersetzungen mit Sprache, Realität und Träumen geht in ihrer Arbeit eine andauernde Verbindung ein mit ihrer oft so visionären Praxis. Dabei erweisen sich die international bekannten großformatigen Werke samt ihrer konzeptionellen Klarheit, ihrer technischen Eleganz sowie einer besonderen technischen Komplexität als besonders wichtige Ausdrucksmittel. Deutlich wurde dies in verschiedenen Ausstellungen wie im Londoner Sigmund Freud Museum von 1994 oder in der europäischen Wanderausstellung Silent Witnesses im Jahr 2000. Vielbeachtet wurde auch das The J. Street Project von 2002 bis 2005, um nur einige Beispiele für das außerordentlich vielseitige Werk der Künstlerin zu benennen. Susan Hiller unterstützte zahlreiche Künstlerinnen und Künstler. So lehrte sie Kunst u. a. in London, Belfast, Los Angeles und in Newcastle.
Große internationale Beachtung fanden Susan Hillers Ausstellungen bei der Kasseler Documenta von 2012 und 2017 sowie der Sydney Biennale der Jahre 1982, 1996, 2002 und 2010. Darüber hinaus hatte sie große Einzelausstellungen in Miami, Vancouver und in Turin sowie eine bedeutende Retrospektive in der Londoner Tate Gallery of British Art im Jahr 2011. Die damalige Kuratorin Ann Gallagher würdigte anlässlich des Todes von Susan Hiller die immense Bedeutung und den anwachsenden Einfluss der Künstlerin auf die moderne Malerei, auf die Objektkunst, die Installationskunst und auf die zeitgenössische Fotografie. Susan Hillers Werke basieren sowohl auf ihrem scharfen Intellekt, der vielseitigen Orientierung und ihrer besonderen zwischenmenschlichen Zugewandtheit.
Susan Hiller verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit zu Beginn des Jahres 2019 im Alter von 78 Jahren.
Mehr Informationen unter: http://www.susanhiller.org
Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.