Yuki Kihara – die Künstlerin des dritten Geschlechts
Shigeyuki Kihara, wie die bekannte Künstlerin mit vollem Namen heißt, wurde 1975 in Samoa geboren. Ihre Mutter ist Samoanerin, ihr Vater Japaner. Sie ist nach eigenen Angaben ein Fa’afafine. Das ist ein drittes Geschlecht bzw. eine Geschlechtsidentität, die in Samoa als gesellschaftlich anerkannt gilt und tief in der samoanischen Kultur verwurzelt ist. Ihre Kunst beschäftigt sich hauptsächlich mit der vorherrschenden sowie klischeehaften Vorstellung des klassischen Rollenbildes und stellt dieses infrage. Seit zehn Jahren lebt und arbeitet Yuki Kihara wieder in Samoa.
Werdegang von Yuki Kihara
Mit fünfzehn wandert sie nach Neuseeland aus, um in Wellington an der Wellington Polytech, heute die Massey University Modedesign zu studieren. Noch während ihrer Studienzeit im Jahre 1996 kauft das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa ihr Werk „Kiharas Graffiti Dress – Bombacific. Ebenso wie das 1999 entstandene „Teuanoa’i: Adorn to Excess“, welches aus 26 T-Shirts besteht, auf denen die Logos einiger Großkonzerne abgebildet sind. Kiharas Werk ist ein politisches Statement und thematisiert die Unterdrückung der indigenen Völker durch das Machtsystem. Von Oktober 2008 bis Februar 2009 stellt das Metropolitan Museum of Art in New York ihre Arbeiten unter dem Titel „Shigeyuki Kihara: Living Photographs“ aus. Die Ausstellung enthält Selbstporträtfotografien der Künstlerin, unter anderem Aktbilder, die auf die Sexualisierung der polynesischen Bevölkerung während der Kolonialzeit anspielen. Ihre Arbeiten wurden anschließend vom Museum of Art angekauft. Kiharas Werke werden auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt und befinden sich in öffentlichen Sammlungen ebenso zahlreicher Museen.
Yuki Kiharas Arbeiten
Als interdisziplinäre Künstlerin befasst sich Yuki Kihara außerdem mit Performance-Kunst. Ihre Soloperformance „Taualuga; der letzte Tanz“, ist in Australien, Neuseeland, Deutschland und Frankreich aufgeführt worden. Sie ist zudem auch als Kuratorin tätig. 1999 kuratierte sie gemeinsam mit Jenny Fraser die Ausstellung „Hand in Hand“, die die Werke von über 30 queeren und indigenen Künstlern aus dem gesamten ozeanischen Bereich präsentieren. Die Arbeiten wurden beim Gay-Festival in Sydney gezeigt. Mit der Künstlerin Katerina Martina Teaiwa arbeite sie das Projekt Banaba aus, das die Geschichte der Insel Banaba erzählt.
In der Tanzproduktion „Them and Us“ zeigt sie an der Seite von dem Choreografen Jochen Rollen ihre Fähigkeiten als künstlerische Co-Regisseurin. Das Stück hatte seine Uraufführung in den Sophiensaelen in Berlin. Anschließend tourte die Produktion durch Deutschland und die Schweiz. 2020 arbeitete sie erneut mit Jochen Roller an der Tanzproduktion „Crosscurrents“ zusammen. Im Jahr 2018 publizierte sie zusammen mit Dan Taulapapa McMullin das Buch „Samoan Queer Lives“, das vierzehn autobiografische Geschichten von Fa’afafine- und LGBTQ-Samoanern erzählt. Für ihre Arbeit, die sich mit sozialkritischen Themen, Diskriminierung und der Stellung der Fa’afafinen befasst, wurde ihr 2003 bei den Arts Pasifika Awards der Creative New Zealand Emerging Pacific Artist Award und 2012 bei den Wallace Art Awards der Paramount Award verliehen. 2021 ist sie für Neuseeland bei der Biennale in Venedig vertreten. Und auch 2022 ist Yuki Kihara dort mit ihrem Projekt „Paradise Camp“ zu sehen. Thema ihres Projekts sind unter anderem Intersektionalität, queere Rechte sowie die Entkolonialisierung.
Mehr Informationen unter: https://yukikihara.ws
Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.