Chris Burden: Avantgardist der Extremkunst

Date : 28. Mai 2022

Chris Burden - einer der wichtigsten Künstler unserer ZeitDer US-amerikanische Perfomance-Künstler und Bildhauer Chris Burden gehörte zu den radikalsten Vertretern der Body-Art. Als Sohn eines Ingenieurs und einer Biologin wurde Burden 1946 in Boston geboren. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er in China und Europa. Im Alter von zwölf Jahren hatte er in Italien einen Unfall, bei dem er sich den linken Fuß schwer verletzte. Während der monatelangen Genesungsphase war Burden stark in seiner Mobilität eingeschränkt und entdeckte die kreative Seite seiner Persönlichkeit. Er entwickelte eine Leidenschaft für Fotografie und war fasziniert von europäischen Kathedralen. Nach der High School entschied er sich für ein Studium der Architektur und Physik. Schnell erkannte Burden, dass er nicht jahrelang warten wollte, bis er als Architekt eigene Entscheidungen treffen darf: Er wollte sofort etwas erschaffen und wechselte in die Bildende Kunst. Seinen Master machte er an der University of California in Irvine in einer vom Minimalismus geprägten Ära, in der Ideen wichtiger waren als Kunstobjekte. Seiner rigorosen Art folgend verzichte Chris Burden gleich ganz auf Objekte und nutze seinen eigenen Körper zur Performance. Bereits mit deiner Abschlussarbeit 1971 sorgte er für Aufsehen: Er schloss sich zusammengekauert in ein Schließfach auf dem Campus ein und harrte darin fünf Tage aus.

Kunst ohne Grenzen

Im Verlauf der nächsten Jahre verschob Chris Burden die Grenzen des künstlerisch Machbaren. Dabei bewegte er sich am Rande des körperlich Erträglichen und auch am Rande der Legalität. Er setzte neue Definitionen und polarisierte damit die Kunstwelt. Für sein bekanntestes Werk „Shoot“ (1971) ließ er sich von einem Freund mit einem Gewehr aus etwa fünf Meter Entfernung in den Arm schießen. Bei „Trans-Fixed“ (1974) legte er sich mit ausgebreiteten Armen auf einen VW-Käfer und ließ sich Nägel durch seine Handflächen schlagen. Burdens Arbeiten sind geprägt von Masochismus bis hin zur Selbstverstümmelung: Er löschte Feuer mit seinem Körper, kroch in Unterwäsche über Glasscherben, ließ sich Treppen hinuntertreten, hungerte tagelang, ertrank beinahe und setzte sich Stromschlägen aus. Burdens Kunst erforschte die Natur des Leidens, in der Schmerz und Angst elementare Bestandteile waren.

Zurück zur Skulptur

Mitte der 1970er-Jahre begann sich Chris Burden allmählich von der Performance-Kunst abzuwenden. Der Erwartungsdruck der Kritiker nahm stetig zu und sein Publikum fieberte jeder neuen Produktion gespannt entgegen. Burdens Ziel war es jedoch nicht, die steigende Sensationsgier zu befriedigen, daher kehrte er zurück zu den Wurzeln seiner Ausbildung. Er fertigte monumentale Skulpturen und Installationen aus verschiedenen Materialien an. Eine besondere Vorliebe hegte er für die Teile der Spielzeug-Bausätze von Erector. Aus ihnen konstruierte er riesige Brücken und Hochhaus-Modelle, darunter das fast 20 Meter hohe Werk “What My Dad Gave Me” (2008). Bei „Beam Drop“ (2009) ließ er Stahlträger von einem etwa 45 Meter hohen Kran in frischen Beton fallen. So entstand nach dem Zufallsprinzip eine mauerartige Skulptur, die an gigantische Mikado-Stäbe erinnert. Auch in späteren Jahren blieb Burden rebellisch und scheute sich nicht vor politischen Themen und Provokationen. Seine Kunst zu analysieren, lehnte er jedoch immer ab: Er überließ anderen, herauszufinden, was sie bedeutet. Chris Burden starb im Mai 2015 im Alter von 69 Jahren in seinem Haus im Topanga Canyon, in der Nähe von Los Angeles.

Mehr Informationen unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Chris_Burden

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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