Mark Wallinger – visueller Poet und Protestler

Date : 3. Mai 2022

Mark Wallinger - einer der wichtigsten Künstler unserer ZeitMark Wallingers Kindheit war geprägt von zwei großen Leidenschaften: Zeichnen und Pferderennen. Im Verlauf seiner Karriere fand er Wege, beide miteinander zu kombinieren. Geboren wurde Wallinger 1959 in Chigwell in der englischen Grafschaft Essex. Sein Vater betrieb zunächst den familieneigenen Fischhandel und arbeitete später in der Versicherungsbranche; seine Mutter war Büroangestellte. Wallingers Eltern entsprachen nicht dem typischen Kleinstadtklischee der damaligen Zeit. Er selbst beschreibt sie als politisch linke, intelligente und aufgeklärte Menschen, die mit ihren Kindern in Ballettaufführungen und Kunstausstellungen gingen. Als Junge bewunderte Mark Wallinger die Pferdegemälde des Malers George Stubbs in der National Gallery und zeichnete sie zu Hause mit großer Akribie nach. Schon früh wusste er, dass er Künstler werden wollte und seine Eltern unterstützen die Ambitionen ihres Sohnes. Nach dem Ende seiner Schulzeit besuchte er die Chelsea School of Art in London. Danach studierte er an der Goldsmith University und schloss dort 1985 mit dem Master ab. Bereits ein Jahr später, im Alter von 26 Jahren, hatte er seine erste Einzelausstellung.

Ein echtes Kunstwerk: Pferd und Protest

Obwohl Wallinger seine Liebe zum Pferderennen von der Kunst trennen wollte, nehmen Pferde in seinen Arbeiten einen großen Stellenwert ein. 1992 erschien seine Stubbs-Hommage „Race, Class, Sex“, die vier lebensgroße, fotorealistisch gezeichnete Rennpferde darstellt. Mit ihnen hinterfragte Wallinger auch das Klassensystem der britischen Gesellschaft. Kurz darauf erfüllte er sich einen großen Traum und kaufe ein eigenes Rennpferd. Er nannte es „A Real Work of Art“. Sportlich brachte es ihm wenig Erfolg: Es lief nur ein einziges Rennen, verletze sich und kam als Letztes ins Ziel. Als Kunstobjekt verhalf ihm das Tier jedoch 1995 zu einer Nominierung für den renommierten Turner Preis. Gewonnen hat er diesen aber erst im Jahr 2007 mit einer ganz anderen Art von Kunst. Mit seiner Installation „State Britain“ stellte er originalgetreu das Protestcamp des Friedensaktivisten Brian Haw nach. Aufgrund eines neu erlassenen Gesetzes, das Demonstrationen innerhalb einer Sperrzone um den Parliament Square verbot, wurde das Camp 2006 von der Polizei gewaltsam geräumt. Wallinger rekonstruierte es bis ins kleinste Detail und stellte es als Kunstwerk im Tate Museum aus. Mit dieser Arbeit setzte er ein Statement für die Meinungsfreiheit und verwischte die Grenzen zwischen Politik und Kunst.

Mark Wallinger und die Kunst der Vielfalt

Wallinger möchte seiner Kunst eine Mehrdeutigkeit geben, die sie lebendig hält und sie zu einem Teil der realen Welt macht. Er beschäftigt sich mit politischen, sozialen, religiösen Themen und der Suche nach der eigenen Identität. Dabei findet er immer neue Formen sich auszudrücken. Sein Werk ist durch eine enorme Vielfalt gekennzeichnet: Er erschuf eine Christusfigur („Ecce Homo“, 1999), die ein Jahr lang den vierten Sockel auf dem Trafalgar Square zierte. Mit seiner Performance „Sleeper“ (2004) spielte er auf die Spione im Kalten Krieg an und wanderte zehn Nächte lang als Bär verkleidet in der Neuen Nationalgalerie in Berlin umher. Und sein „Writ in Water“ (2018) stellt ein architektonisches Monument der Magna Carta dar. Einige seiner Werke bedienen sich subtiler Poesie, andere strotzen vor tiefgründiger Provokation. Gemeinsam haben alle: Sie regen zur Diskussion an. Mark Wallinger gehört heute zu den bedeutsamsten britischen Künstlern der Gegenwart. Er lebt und arbeitet in London.

Mehr Informationen unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Wallinger

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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