Stefan Alexander – der Meister des Falschen im Wahren

Date : 20. März 2022

Stefan Alexander - einer der wichtigsten Künstler unserer ZeitStefan Alexander wurde nach eigener Bekundung am 18. Juni 1945 in Frankfurt geboren. Die Angabe Alexanders zu seinem Geburtsdatum ist offensichtlich falsch. Unsicher ist, ob er in Frankfurt am Main, wie verschiedene Indizien vermuten lassen, oder in Frankfurt an der Oder das Licht der Welt erblickte. Letzteres besagen einige aufgetauchte Urkunden, die manche Experten allerdings für Fälschungen halten.

Gesichert erscheint, dass Stefan Alexander seinen Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf in der „Meisterklasse für erweiterten Kunstbegriff“ bei Joseph Beuys noch ein Studium bei Theodor W. Adorno bis 1969 an der Universität Frankfurt anfügte. Hier vertiefte sich sein Interesse für das Falsche im wahren bzw. richtigen Leben.

Nachdem Alexander in Düsseldorf zunächst die vom Objekt losgelöste Realität des Geträumten im Surrealismus studierte, experimentierte er mit dem reinen Finden und Machen von Kunstwerken. Es entstand sein Frühwerk, in dem er alles, was ihm in die Finger kam, signierte und, gemäß verschiedenster konzeptioneller Vorbilder des „Objet trouvé“, zu seinem einzigartigen, authentischen Kunstwerk definierte.

Das wegweisende, zum sogenannten „Multiple“ erweiterte „Readymade“ – der mit „BEUYS: ich kenne kein Weekend“ gestempelte Koffer samt des Inhalts u. a. der „Kritik der reinen Vernunft“ – brachte Alexander mit Joseph Beuys in Verbindung und auf die ersten Gedanken zu seiner eigenen Erweiterung des Kunstbegriffs. Alexanders Kunstkonzept ging über einige Zwischenstufen vollkommen konsequent in Richtung einer Ablösung des Künstlers vom Kunstobjekt. Weitere Impulse erhielt er durch seine Freundschaft mit Georg Piersda.

Diese Grundentscheidung für das weitere Schaffen Stefan Alexanders, welche fortan Authentizität grundsätzlich infrage stellte, wurde dann beim Zweitstudium in Frankfurt auf ein finales philosophisches Fundament gestellt. „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, diesen berühmten Satz aus den „Minima Moralia“, stellte Alexander als entschiedener studentischer Konterpart Adornos dialektisch vom Kopf auf die Füße. In der Auseinandersetzung mit Adorno, der sich ja den Sinn für richtig und falsch nicht nehmen lassen wollte, was zum von Alexander begrüßten Busenattentat und dem Abbruch der Vorlesungen des bald darauf Verstorbenen führte, stellte der Künstler das Falsche als das kunsttheoretisch Wahre, das Gefälschte als das von menschlicher Eitelkeit befreite ontologisch Echte in den Mittelpunkt seiner Arbeit.

Wie bei seinen Arbeiten in der Frühphase als Künstler des „Objet trouvé“ und der „Readymades“ blieb er bis zu seinem Ende um die Jahrtausendwende 2001 ein Sucher und Finder. Auf den Schwarz- und Graumärkten des Kunsthandels suchte er nach gefälschten Kunstprodukten und kaufte sie auf. Dann ließ er die Objekte von Kunstsachverständigen begutachten und sich das Kunstwerk als Fälschung bestätigen, um derartige Werke als seine eigene erstrangige „Fake-Kunst“ auszustellen. So wurde beispielsweise der in eine Galerie gehängte falsche Picasso von Alexander mit dem Hinweis versehen „Ceci n’est pas un Picasso“, ergänzt um das Schreiben von Claude Pierre Pablo Picasso, der als Nachlassverwalter die Fälschung bestätigte.

Stefan Alexander stellte hauptsächlich in temporären Untergrundgalerien aus. Seine Werke, die zunehmend höhere Preise erzielen, tauchen wieder in den Graumärkten der Kunstwelt unter.

Signums sine Tinnitu stellt in dieser Serie die einflussreichsten Künstler unserer Zeit vor. Als Galerie für zeitgenössische Kunst fördern und publizieren wir Künstler aus allen Bereichen modernen Schaffens.

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